Na hat dich die Überschrift getriggert? Die Bezeichnung "Wildbienen" existiert so erstmal nicht. Jedenfalls nicht in der Biologie, um eine Zugehhörigkeit darzustellen. Der Begriff wurde erst im Laufe des Artensterbens und des Aufbegehrens nach Schutzmaßnahmen "erfunden" und meint den Teil der Bienen, die von Imkern betreut werden. Da es in Deutschland aber erst seit wenigen Jahren wieder freilebende Honigbienen gibt und deren "Auswilderung" eher schlecht als recht läuft, nehme ich diese in meiner Darstellung mit auf. Ich verfolge die These, dass alle Arten gleichermaßen schützenswert sind, egal, ob wirtschaftlich genutzt oder nicht. Und deshalb wird es in den folgenden Abschnitten nicht nur um Bienen gehen, sondern auch um die vielen anderen Familien der Hautflügler.
Die Ordnung der Hautflügler sind als Insekten klassifiziert und fahren in der Unterklasse Fluginsekten unter der Überordnung Neuflügler mit 150.000 Arten auf. Derzeit sind noch immer nicht alle Arten bekannt und es werden ständig mehr, trotz der Tatsache dass sie größtenteils vom Aussterben bedroht sind.
93% der Hautflügler finden sich in der Unterordnung Taillenwespen wieder. Um jene Unterordnung soll es nun gehen.
Alle Arten dieser Unterordnung haben eines gemeinsam: Ihren Stachel. Diesen besitzen aber nur weibliche Individuen. Je nachdem, ob die Arten ihn zum Legen von Eiern oder zum Abwehren von Feinden verwenden, teilt man sie in die Überfamilien Legimmen und Stechimmen ein. Alle diese Arten und natürlich auch viele weitere Insektenarten sind durch die Veränderung der Lebensräume stark bedroht. Schau Dir hierzu die weiterführenden Kapitel an.
50.000 Arten lassen sich weltweit als Stechimmen bezeichnen. Klar, dass diese weiter unterteilt werden. Die Chrysidoidea, einer Überfamilie von parasitären und kleptoparasitären Arten gehören ca. 6000 Arten an. Die Vespoidea zu denen die uns bekannte Gemeine Wespe und auch Ameisen gehören, haben ca. 24.000 Arten und leben solitär, eusozial oder parasitär. Die größte Überfamilie bilden aber die Apoidea mit 30.000 Arten. Zu denen neben Grabwespen auch die Bienen gehören, die bei uns in Deutschland mit 585 Arten vertreten sind, von den 230 als gefährdet und 31 als vom Aussterben bedroht gelten. Nebenbei: Es leben 1000 Wespenarten in Deutschland.
Die verschiedenen Arten in der Familie der Bienen (und auch Grabwespen) zeichnen sich durch eine Eigenschaft aus: Sie sammeln Nektar und Pollen für die Versorgung ihrer Brut. Doch es gibt noch weitere Besonderheiten. Um das Sammeln von Pollen zu erleichtern haben Bienen auf ihrem Chitinpanzer Haare. Schon anhand der unterschiedlichen Ernährungsweise lassen sich die verschiedenen Arten aber besser unterscheiden. Einige sammeln Pollen von Trachtpflanzen unterschiedlicher botanischer Familien, andere nur von einer Familie und wieder andere nur von einer Art. Dieses Verhalten spiegelt sich auch in ihrer Lebensweise wieder. Hinzu kommt die Kategorisierung der einzelnen Familien anhand der Zungenlänge.
Die hochsozialen Arten sind eine große Ausnahme unter den Bienen. Ganzjährig gibt es in Deutschland nur eine Art, die dieses Verhalten aufrecht erhalten kann. Die westliche Honigbiene (Apis Melliferra) muss große Vorräte an Pollen und Nektar (Honig) anlegen, um ganzjährig und unabhängig vom Trachtangebot eine Vielzahl an Individuen versorgen zu können. Das ist eine logistische Meisterleistung. Aufgrund der Veränderungen in der Landschaft ist dies ohne Hilfe des Imkers aber nicht mehr möglich. Wildlebende Honigbienen gelten als ausgestorben.
Anders die Hummeln und einige stachellose Bienen. Nur die Königin überwintert und baut im zeitigen Frühjahr ein Nest für die Brut, welche sie selbst versorgt. Erst wenn die erste Brut geschlüpft ist übernehmen die Arbeiterinnen die Sammelaufgaben. Im Spätsommer schlüpfen dann Jungköniginnen, die überwintern und im kommenden Jahr neue Völker bilden.
Solitäre Arten bilden keine Staaten oder soziale Strukturen. Sie sind Einzelgänger, die sich ausschließlich um die Versorgung der eigenen Brut kümmern. In der Regel schlüpfen diese Bienen parallel zum Auftreten einer bestimmten Trachtpflanze. Die Weibchen schlüpfen später als die Drohnen, werden begattet und legen dann im bevorzugten Material Brutkammern an. Zu etwas Pollen und Nektar kommt ein Ei. Dieses entwickelt sich noch im selben Jahr zu einer Larve und verpuppt sich. Doch erst im nächsten Jahr werden die Bienen schlüpfen.
Natürlich ist dies verallgemeinert dargestellt. Immerhin sind 75% aller Bienenarten solitär und die Variationen sind so zahlreich, wie die Arten.
Mehr als ein Zehntel der Bienenarten lässt sich als Kuckucksbienen bezeichnen. Ähnlich wie der Vogel, legen sie ihre Brut in fremde Nester und lassen sie von ihrem Wirt pflegen. Die Larven der Kuckucksbienen töten dann auch die Wirtslarven ab. Man bezeichnet dieses Verhalten als Sozialparasitismus. Sie grenzen sich dahingehend von parasitären Wespen ab, dass sie in bestehende Nester eindringen und deren Infrastruktur nutzen. parasitäre Wespen hingegen räumen entweder ganze Nester aus, oder legen ihre Eier direkt in Wirtstiere, beispielsweise in betäubte Spinnen, damit sich die Larven von den Wirten ernähren.
Zwischen den staatenbildenden Arten und den solitären Lebensformen kommt es zu einer Reihe weiterer Übergangsformen. Diese sind äußerst zahlreich und ich kann sie an dieser Stelle nur oberflächlich anreißen.
Ich würde die Verhaltensformen in drei Oberkategorien einteilen. Zunächst einmal gibt es Gemeinschaften bei denen sich mehrere Individuen einer Art zum Schlafen oder Überwintern zusammenschließen. Andere betreiben gemeinsame Brutpflege und sammeln den Pollen und Nektar kollektiv. Auch kommt es vor, dass Brutplätze gemeinsam verteidigt werden, sofern diese, aufgrund der Veränderung der landschaftlichen Strukturen, dichter beieinanderliegen, als üblich.
In den vergangenen Jahren habe ich eine unzählbare Menge an Informationen über die Bienen gesammelt. Leider habe ich nicht notiert welche Angaben ich in welchem Vortrag, Buch, Film oder Sonstiges erhalten habe. Ich bitte um Nachsicht. Doch alle Informationen lassen sich vermutlich mit guten Quellen relativ einfach überprüfen. Eine kleine, unvollkommene Auswahl lässt sich im letzten Kapitel dieser Darstellung finden.