Schutzmaßnahmen

Mit den vorangegangenen Abschnitten dürfte dem versierten Lesenden schon die ein oder andere Erkenntnis gekommen sein. Mit diesem Kapitel möchte ich die Informationen rund um die Wildbienen abschließen und in 5 Schritten geeignete Schutzmaßnahmen für Insekten darlegen.

Schritt 1: Natürliche Lebensräume

Bild von MH Rhee auf PIXABAY
Bild von MH Rhee auf PIXABAY

Natürliche Lebensräumen lassen sich im eigenen Garten ganz einfach und ohne viel Arbeit verwirklichen. Eigentlich ist es sogar so, dass man weniger Arbeit hat, wenn man einen insektenfreundlichen Garten pflegt, denn die Natur schafft sich ihre Lebensräume ganz alleine.

 

1. Schnittgut, beispielsweise Äste die ausgeschnitten wurden oder ganze Stämme bieten als Totholz unzähligen Insekten Unterschlupf und idealen Lebensraum. Totholz lässt sich entweder als Haufen zusammenlegen oder verteilen, wie es das menschliche Auge lieber hat. Sind die Insekten erstmal eingezogen freuen sich auch Vögel, Säugetiere und Reptilien an dem natürlichen Lebensraum.

 

2. Deutlich weniger Arbeit hat der Gartenbesitzer auch durch das wilde "Wachsen-Lassen" der vorhandenen Pflanzen. Viele Pflanzen werden in ihrem Wachstum und später dann auch in der Aussamung dadurch gehemmt, dass allzu häufig Rasenmäher und Heckenschere zum Einsatz kommen. So verbreiten sich nicht nur heimische Pflanzen wieder. Auch bieten die Stängel geeignete Hohlräume zum Überwintern und für die Brut. 

Schritt 2: Nisthilfen schaffen

Bild von Capri23auto auf PIXABAY
Bild von Capri23auto auf PIXABAY

Wer etwas mehr Vielfalt anbieten möchte, kann künstliche Lebensräume schaffen und diese auch optisch ansprechend darstellen. Einige der folgenden Ideen eignen sich auch für den Balkon oder die Hausfassade. Optimal, wenn kein Grundstück zur Verfügung steht.

 

1. Gleich die erste Idee trifft natürlich nicht auf den Balkon zu: Sandhaufen. Zwar hilft manchmal vielen, im Boden brütenden, Insekten den Rasen nicht zu wässern, doch wer eine solche Fläche gezielt auswählen will, stellt entweder eine geeignete Überdachung auf oder schüttet einen Sandhaufen an eine sonnige Stelle. Z.B. Sandbienen ziehen dann relativ zeitnah ein.

 

2. Eine kleinere Abwandlung, die auch für "Insektenhotels" sinnvoll ist, ist eine Lehmwand. Hierfür lässt sich Lehmmörtel im Baumarkt in kleinen Gebinden kaufen. (Hinweis: Manche Hersteller mischen Chemikalien bei, bitte erfragen.) Nach Herstellerangaben angerührt lässt sich der Lehm in eine Holzzarge stampfen. Ob auch bereits Löcher vorgebohrt werden sollten, ist nicht vollends geklärt. Insekten geben sich mit beiden zufrieden.

 

3. Lehmziegel oder Lochziegel lassen sich im Baumarkt und auch im Web (Suchbegriffe: Lehmziegel Wildbienen) erwerben. Praktischerweise werden diese einfach an die Hauswand oder ins "Insektenhotel" gestellt. Der Aufwand ist also relativ gering.

 

4. Ein wenig mehr handwerkliches Geschick benötigt man, wenn man Nistklötze aus Holz herstellen will. Hierfür wird mit einem scharfen Holzbohrer (3-12mm) in ein Stück Hartholz, beispielsweise Eiche oder Buche, gebohrt. Wichtig ist, dass die Löcher sich nicht berühren, nicht durchgebohrt oder in das Hirnholz gebohrt wird. Stark aufstehende Fasern sollten entfernt werden, da die Bienen sich die Flügel zerreißen könnten.

Schritt 3: Blühflächen (regional)

Bild von Kerstin Riemer auf PIXABAY
Bild von Kerstin Riemer auf PIXABAY

Neben geeigneten Nistplätzen, ist auch das Nahrungsangebot ausschlaggebend. Hierfür empfehle ich in erster Linie die Aussaat von regionalen Blühpflanzen. Diese sind speziell für die unterschiedlichen Regionen Deutschlands zusammengestellt. Man sollte auf ein entsprechendes Zertifikat achten (z.B. RegioZert®). Gerade vom Aussterben bedrohte Insektenarten finden in diesen Mischungen Pflanzen, auf die sie spezialisiert sind. Zudem sind die Mischungen immer mehrjährig und bieten ein, über das Jahr verteilte, Trachtangebot. Aus persönlicher Erfahrung kann ich empfehlen die Mischungen unterschiedlicher Hersteller zu vergleichen. Aufgrund der unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten, schwankt der Grasanteil z.T. stark.

Schritt 4: Blühflächen fürs Auge

Bild von Capri23auto auf PIXABAY
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Als deutlich ansprechender als regionale Blühpflanzen werden derzeit Saatgutmischungen betrachtet, die einen hohen Anteil an Neophyten haben. Neophyten sind Pflanzen, die in unseren Regionen nicht heimisch sind, sondern durch die Globalisierung im Laufe der letzten 500 Jahre Einzug erhalten haben. Hierzu zählen u.a. auch Sonnenblumen und Phacelia. Natürlich bieten diese Pflanzen ein enormes Potential und liefern auch einigen Wildbienen, sowie Honigbienen ausreichend Nektar und Pollen. Hierbei handelt es sich dann allerdings um jene Insekten, die anpassungsfähig sind. Man bezeichnet sie als Generalisten. Diese sind in Deutschland nicht bedroht. Die bedrohten Arten benötigen regionale Pflanzen und sind auf diese angewiesen. 

Schritt 5: Aufklären

Schaut man in viele Gärten, wird schnell klar, dass die Botschaft und das Wissen rund um den Schutz der Bestäuber, noch nicht jeden erreicht hat. Deshalb finde ich es genauso wichtig, neben dem eigenen Aktiv-Werden, Andere mit der Botschaft zu erreichen. Ein insektenfreundlicher Garten als Rettungsinsel reicht nicht aus um die ganze Familie der Insekten retten zu können. Ein persönliches und aufklärendes, aber nicht vorwurfsvolles, Gespräch zu suchen, kann ein wertvoller Schritt sein, gerade wenn man selbst bereits eigene Erfahrungen sammeln konnte. Regional gibt es auch immer viel nützliches Wissen, dass erfragt und verbreitet werden kann. Wer möchte, kann hierfür auch die untenstehenden Flyer verwenden. Zudem empfehle ich, die im nächsten Kapitel aufgeführte, Literatur.

Flyer: Nisthilfen für Wildbienen