Lebensräume

In diesem Kapitel möchte ich die vielfältigen Lebensräume beleuchten. Dabei werde ich versuchen mich auf die natürlichen Landschaftsformen zu konzentrieren, um nicht zu viel den kommenden Kapiteln vorwegzunehmen. Dennoch wird es an einigen Stellen nicht anders möglich sein.

Lebensraum der Honigbiene

Bild von Paul Edney auf PIXABAY
Bild von Paul Edney auf PIXABAY

Denken wir (besonders ich als Imker) an die Honigbiene, fallen uns sofort romantische Bilder ein: Bienen in ihren Beuten oder sogar in Körben. Verteilt unter weiß-rosa blühenden Obstbäumen. Oder als Cluster inmitten der gelben Blütenpracht eines Rapsfeldes. Vielleicht auch dicht an dicht in zwei Etagen in der spätsommerlichen Heide. 

Romantische Bilder, und den Honigbienen gefällt es mit Sicherheit auch, ein so umfangreiches Büffet genießen zu können. Allerdings entspricht es nicht wirklich ihrer Natur. Zwar sind Honigbienen nicht sonderlich wählerisch bei der Auswahl einer geeigneten Bruthöhle, dennoch ist die Biene mit ihrer Genetik und ihren Trieben vor allem auf ihre ursprüngliche Heimat angepasst: Dem Wald. 

Bild von Greg Krycinski auf PIXABAY
Bild von Greg Krycinski auf PIXABAY

Tatsächlich ist die Honigbiene in freier Wildbahn ein Waldbewohner. Wenn wir uns in unseren vielfältigen Landschaften umschauen, wird uns auch schnell klar, woher diese Tatsache stammt. Honigbienen setzten pro Jahr ca. 300 Kilogramm Honig um. Dafür benötigt man mehr als zwei Stauden im Garten, dafür werden Millionen über Millionen Blüten angeflogen. In den Deutschen Landschaften, die ich bisher gesehen habe, gibt es genau zwei Möglichkeiten, wie diesem Sammeleifer stattgegeben werden kann. 

Voran die von Menschen angelegt Blühflächen. Raps, Obstwiesen, Plantagen, Buchweizen, Mohn,... Alles war auf einem landwirtschaftlich genutzten Feld angebaut wird, um es massenhaft Ernten zu können. Natürliche Wiesen mit vergleichbarer Blütenzahl sind mir derzeit nicht bekannt. Diese sind aber vom MENSCHEN angelegt.

Würde es keine menschlichen Eingriffe geben, wäre Deutschland von einem Wald bedeckt. Auch Bäume blühen, liefern also Nektar und Pollen, manche auch Honigtau. Auf einer sehr geringen Bodenfläche stehen den Bienen Millionen von Blüten zu Verfügung. Hinzu kommt, dass viele Wälder auch in Bodennähe eine vielfältige Vegetation aufweisen, die wiederum Pollen und Nektar bietet.

Kein Wunder also, dass die Honigbiene den Wald bevorzugt, bietet sie er doch sowohl Hohlräume für das Nest und Millionen an Nahrungsquellen und das, in einem gesunden Wald, ganzjährig.

Lebensräume Wildlebender Bienen

Bereits im vorangegangenen Kapitel dürfte klargeworden sein, dass wildlebende Bienen deutlich vielfältiger aufgestellt sind, als uns auf dem ersten Blick bewusst ist. Immerhin sind nur die wenigsten Generalisten, also anpassungsfähig. Die meisten sind hochgradig spezialisiert. Das hat mit Sicherheit auch große Vorteile, aber es kommt in unseren aufgeräumten Landschaften immer wieder zu Problemen. Weshalb versuche ich nachfolgend darzulegen. Wie vorher gilt: Ich kann nicht jede Art mit ihren Besonderheiten aufzählen, sondern versuche sie in einzelne Gruppen zusammenzufassen.

Der Wald

Bild von Couleur auf PIXABAY
Bild von Couleur auf PIXABAY

Genau wie die Honigbiene, kommen auch viele andere Bienen, Wespen und andere Insekten aus den Wäldern und fühlen sich auch heute noch dort wohl, wo folgende Lebensräume anzutreffen sind. 

Ein gesunder Wald bietet neben einem vielfältigen lebenden Baumbestand, auch jede Menge Totholz. In alte Fraßgänge legen einige Bienen ihre Brutkammern an, sofern sie nicht selbst Gänge in abgestorbenes Holz bohren. Viele dieser Arten sind aber zeitgleich an Blühpflanzen in Bodennähe angepasst. Sie treten auf, wenn es in Bodennähe massenhaft blüht. Also im Frühling. 

Stängel und Sträucher

Bild von Adina Voicu auf PIXABAY
Bild von Adina Voicu auf PIXABAY

Gerade an Rändern zu Lichtungen, am Waldrand oder im verwahrlosten Niemandsland wächst das, was das der geordnete Mensch als UNORDENTLICH und UNAUFGERÄUMT betrachtet. Wilde Brombeeren, Stauden und Sträucher. Im Frühling und Sommer vielleicht noch ganz schön anzusehen, aber in den dunkleren Jahreszeiten ganz gewiss ein Schandfleck. Doch das ist das tote "Gestrüpp" ganz gewiss nicht. 

Wer schonmal eine dieser Pflanzen zurückgeschnitten hat, weiß, die Stängel sind hohl. Hohl bedeutet in der Natur aber mit Sicherheit nicht leer, sondern eher voller Leben. In eben diese leeren Röhren ziehen verschiedenste Insekten ein. Sie überwintern entweder selbst oder nutzen den Hohlraum für ihre Nachkommen. Davon profitieren aber nicht nur die Nutzer, sondern auch der Wirt, die Pflanze selbst. Wer Hohlräume anbietet kann sich sicher sein, dass der passende Bestäuber direkt vor Ort ist, wenn die eigenen Blüten bereit sind. 

Angepasst-Sein hat also Vorteile.

Gäste im Schneckenhaus

Einige Insekten nutzen das was da ist. Und Schutz ist immer gut. Somit ist es äußerst clever von einigen Bienen sich in verlassene Schneckenhäuser zurückzuziehen. Je nach Größe lassen sich unterschiedlich viele Kammern anlegen. Eine Schnecken bietet also so manchem Insekt nach ihrem Tod Obdach. Die Insekten tragen ihre Vorliebe der Mietwohnung dann auch im Namen. Zum Beispiel die "Zweifarbige Schneckenhausbiene".

Gäste im Haus

Bild von David Hablützel auf PIXABAY
Bild von David Hablützel auf PIXABAY

Nicht nur in Schneckenhäusern fühlen sich Bienen geborgen, auch unsere eigene Behausung oder andere urbane Hinterlassenschaften des Menschen sind hervorragende Schlupflöcher. Mauerbienen beispielsweise graben sich in die Fugen einer Wand. Jedenfalls sofern diese mit Lehm gemauert worden ist. Andere Arten geben sich auch mit einem Lochstein zufrieden, andere wieder bevorzugen auch einen losen Geröllhaufen. Diese Bienen haben sich im Laufe der Zeit an die künstlichen Brutplätze des Menschen angepasst. Manchmal auch zum Ärger der Besitzer. Wird doch immer wieder die schöne Lehmmauer durchlöchert. Da viele dieser Arten so flexibel sind, werden sie auch häufig in Obstplantagen eingesetzt. Verständlicherweise mit ausreichenden Nisthilfen.

Bienen im Boden

Bild von Knud Erik Vinding auf PIXABAY
Bild von Knud Erik Vinding auf PIXABAY

Viele Bienenarten und auch Wespen und sonstige Insekten, haben sich als ihren Lebensraum den Boden ausgesucht. Die ziehen also in das Erdreich ein. Die Hummel beispielsweise sucht sich verlassene Mäuselöcher. Falls doch noch nicht verlassen, sucht die Maus aber bald das Weite. Viele Orte unserer Landschaft bieten aber noch weitere geeignete Möglichkeiten. Trockene Flächen liegen zum Beispiel oft vegetationslos da. Ein geeigneter Ort für Sandbienen. Auch in Uferböschungen oder Sandkuhlen ziehen viele verschiedene Arten ein. Diese, meist trockenen, Landschaften bieten auch eine besondere Pflanzenwelt und somit sind viele der Bienenarten wiederum spezialisiert.

Bienen und Pflanzen

Wie bereits mehrfach angedeutet, sind viele Bienenarten auf einzelne Pflanzen oder Pflanzengruppen spezialisiert. Die Glockenblumen-Sägehornbiene beispielsweise auf die Glockenblume. Jetzt jede einzelne Besonderheit aufzuführen, sprengt den Rahmen und die Speicherkapazität dieser Website. Zudem gibt es umfangreiche Literatur, deren Autor*Innen einen wesentlich besseren Job machen als ich es könnte. Vergleiche hierzu das Kapitel mit den weiterführenden Quellen.

 

Kurz und bündig möchte ich an dieser Stelle aber einige Hinweise geben. Zunächst einmal sind unsere heimischen Insekten auf heimische Pflanzen angepasst. Das Anpflanzen von importierten Neophyten führt also nicht zum Ziel. Ein Blick in die Natur bietet oft mehr Aufschluss und dank hochwertiger Apps lassen sich Pflanzen auch von Laien bestimmen. 

Die Vielfalt macht's. Pflanzen werden in verschiedene Gruppen nach ihrer Blüte eingeteilt. Manche Arten sind beispielsweise auf Doldenblütler angewiesen. 

Grundsätzlich sind Pflanzen mit einer gefüllten Blüte nicht zielführend. Denn viele Blütenblätter versperren den Insekten den Weg. 

 

Tipps zum Insektenschutz, auch in Form von Bepflanzung gebe ich im nächsten Kapitel.